„Es sind meistens nicht die Dinge selbst die uns Angst machen,
sondern die Vorstellung, die wir davon haben“
(Bonhoeffer)
Das Phänomen ANGST
Ein Leben ohne Angst? Undenkbar!
Als uraltes Warnsystem ist Angst zunächst nichts weiter als ein gesunder wie notwendiger Schutzmechanismus, der uns vor gefährlichen Situationen warnt und damit vor Gefahren schützt. Ist das Angstgefühl jedoch zu groß, oder übersteigert, so kann es leicht als Gegner oder Feind empfunden werden, der uns am Leben hindert, unser Leben einschränkt und uns unfrei macht.
ANGST – weghaben oder annehmen?
Die erste Reaktion Betroffener auf diese Frage ist meistens: Weghaben!
In dem nachvollziehbaren Wunsch negative Angstgefühle nicht weiter aushalten zu müssen, steckt jedoch eine ungeahnte Stärke der Angst, denn sie hat eine wichtige Weckfunktion: sie macht uns im Grunde auf etwas ganz Bestimmtes aufmerksam und stellt uns vor die Frage, was in unserem Leben nicht stimmt. Sich dieser Frage zu stellen, auf sie zu antworten, sie zu verantworten würde bedeuten, die Angst anzunehmen um sie schließlich zu gestalten und damit letztlich zu bewältigen. In der Behandlung von Angstkrankheiten wird dies ein zentraler Teil unserer Zusammenarbeit sein.
Arbeitsschwerpunkte
Folgende Formen der Angst bilden die Schwerpunkte meiner therapeutischen Arbeit:
Häufige Erscheinungsform der Angst ist die Agoraphobie, also die Angst vor Menschenmengen, öffentlichen Plätzen, Kaufhausbesuchen, Supermarktschlangen, Autofahrten und Staus, Kinobesuchen etc. Befürchtet wird hierbei, aus einer solchen Situation nicht flüchten zu können, währenddessen einen Panikzustand zu erleiden, oder keine Hilfe zu bekommen. Im Extremfall kann diese Angst dazu führen, dass Betroffene aus Angst nicht mehr die Wohnung verlassen können.
Bei der Sozialen Phobie stehen im Zentrum die Angst vor Blamage, Angst vor kritischer Bewertung oder demütigenden Reaktionen anderer. Auch kann sie sich so äußern, dass Betroffene Angst haben Reden oder Vorträge zu halten, vor anderen Menschen zu essen oder zu schreiben. Begleitet wird die Soziale Phobie meist von zermürbenden Gedanken und Grübeleien darüber.
Eine Sonderform der sozialen Phobie ist die Prüfungsangst. Sie befällt den Menschen meist in Prüfungssituationen mit Zittern, Schwitzen, Kloßgefühlen und kann sich bis hin zum Blackout steigern. Trotz guter Vorbereitung kann das benötigte Wissen dann nicht mehr abgerufen werden, da sich der Körper in einem sehr hohen Stresszustand befindet.
Im Fokus der generalisierten Angst steht eine ständig schwelende Besorgnis um Familienmitglieder oder Menschen im nahen Umfeld, oftmals begleitet von depressiven Gefühlen.
Phobien können auf all erdenklichen Situationen oder Objekte gerichtet sein: ob Höhenangst, Tunnelangst, Spinnenangst, Spritzenangst, oder Todesangst, um nur einige zu nennen. In der logotherapeutischen Behandlung richtet sich der Fokus darauf, die Ursache zu ergründen und zu bearbeiten. Ist dies gelungen, bildet sich die Angst zurück.
Zwänge werden vom Betroffenen zwar als unnötig empfunden. Da es sehr schwer sein kann sich einer Zwangshandlung zu widersetzen, können Zwänge den Alltag deutlich einschränken.
Schaut man gezielt in die jeweilige Biografie, auf deren Grund die Zwangshandlungen entstanden sind, gelangt man meist zu Ängsten und Schuldgefühlen die im Verborgenen schlummern und sich an der Oberfläche in Form der Zwangsthematik Ausdruck verschaffen. Logotherapeutisch betrachtet ist die Zwangshandlung eine gesunde Botschaft des Körpers mit dem Auftrag: “Schau hin, entdecke und bearbeite das zugrundeliegende Thema.”
Bei Störungen mit Krankheitswert muss vor Beginn einer Psychotherapie unbedingt eine ärztliche Abklärung erfolgen.
„Ich muss mir von mir selbst nicht alles gefallen lassen.
Ich kann die Dinge auch trotz meiner Angst tun, oder gerade wegen ihr.“
(Viktor E. Frankl)
JA zur Angst!
Auch im Rahmen der Angst gibt es Gestaltungsspielräume, die vom Betroffenen jedoch meist nicht erkannt werden können. Zu stark liegt der Fokus auf der (Erwartung der) Symptomatik und dem Ankämpfen gegen die Angst.
Die Freiräume im scheinbaren Gefangensein – und es gibt sie immer – entfalte ich gemeinsam mit Ihnen. Dies kann ermöglichen, dass Sie sich wieder als zunehmend handlungsfähig erleben und beginnen die Angst buchstäblich zu gestalten, sie zu verändern, spielerisch mit ihr umzugehen. Ihr am Ende bestenfalls auch noch einen Sinn abgewinnen.
Die Methode der Wertimagination kann bei Ängsten sehr wirksam sein, da sie innere Gefühlskräfte freisetzt, mit denen Angst samt ihrer Auslöser bewältigt werden kann.
JA zur Angst sagen, bedeutet zugleich JA zum Leben sagen. Das Jetzt ist die einzig verfügbare Zeit. Es ist die Zeit die wir gestalten können mit unseren Werten und Zielen. Es ist die Zeit auf die wir eines Tages erfüllt zurück schauen, weil wir wissen, sie sinnvoll genutzt zu haben. Gründe genug um nicht länger Opfer der Angst zu bleiben, sondern ihr das Steuer zu entreißen und es wieder selbst in die Hand zu nehmen.
Wie ANGST entsteht
Ängste und Angstkrankheiten bilden sich auf dem Grund verschiedener Faktoren, wobei mehrere dieser Faktoren zusammenwirken können. Neben genetisch bedingt erhöhter Anfälligkeit für Angstkrankheiten, kann sie Begleitsymptom körperlicher Krankheit sein oder auch als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten. Daneben finden sich in der Biografie meist die Auslöser für Angstkrankheiten in Form von negativen, Angstauslösenden Situationen oder Erlebnissen, belastenden oder traumatischen Lebensereignissen, Verlusten, Trennungen sowie existenziellen Ängsten.
Was die Angst vergrößert und chronisch werden lässt, ist das Vermeiden der befürchteten Situationen: zunächst erlebt der Betroffene zwar eine Entlastung, da die Angstauslösende Situation bei Vermeidung nicht mehr ausgehalten werden muss. Zugleich erhöht sich jedoch mit dem Vermeiden die sogenannte Erwartungsangst vor dem nächsten Mal, wodurch schließlich die Befürchtungen über die vermiedene Situation ständig größer werden. An dieser Stelle wird ein Angstkreislauf in Gang gesetzt, der den Betroffenen immer weiter einschränkt, weil sich die Angst auf weitere (Lebens)Bereiche ausdehnt, und damit immer mehr Situationen vermieden werden.
Panikattacken
Panikattacken kommen meist unerwartet, anfallsartig und ohne Vorankündigung und lösen eine starke psychische und körperliche Angstsymptomatik aus. Sie können eigenständig oder als Begleiterscheinung anderer Angstkrankheiten auftreten. Panikzustände können an bestimmte Situationen gekoppelt sein, die nur unter starken Angstgefühlen ausgehalten oder nach Möglichkeit vermieden werden. Vermeidet der Betroffene Situationen, in denen eine Panikattacke befürchtet wird, so setzt dies, wie bei Angsterkrankungen, ebenfalls einen sich selbst verstärkenden Angstkreislauf in Gang, der die Erkrankung chronisch werden lassen und sie damit verschlimmern kann.
PANIK – weghaben oder annehmen?
Niemand setzt sich gerne der Ohnmacht, Hilflosigkeit und den starken Angstgefühlen einer Panikattacke aus. Dennoch kann auch dieses Phänomen, in dem man sich dafür entscheidet es als solches anzunehmen, auf seine Botschaft hin befragt werden. Hinter diesen Zuständen finden sich gewöhnlich bestimmte Auslöser situativer oder biografischer Herkunft. Sind diese erst einmal enttarnt, können sie bearbeitet werden. Dadurch kann der Betroffene aus einer anderen Perspektive heraus auf die Symptomatik schauen und schrittweise wieder die Kontrolle darüber erlangen.
Panikattacken können auch auf körperlichen Ursachen beruhen und erfordern daher vor Beginn einer Psychotherapie unbedingt eine ärztliche Abklärung,
„Es geht nicht darum die Angst zu überwinden, sondern uns zu überwinden!
Dafür braucht der Mensch Gründe, die wichtiger sind als die Angst.“
(Viktor E. Frankl)