„Es sind meistens nicht die Dinge selbst
die uns Angst machen,
sondern die Vorstellung, die wir davor haben“
(Bonhoeffer)
Ein Leben ohne Angst? Undenkbar!
Als uraltes Warnsystem ist Angst zunächst nichts weiter als ein gesunder wie notwendiger Schutzmechanismus, der uns vor gefährlichen Situationen warnt und damit vor Gefahren schützt. Ist das Angstgefühl jedoch zu groß, oder übersteigert, so kann es leicht als Gegner oder Feind empfunden werden, der uns am Leben hindert, unser Leben einschränkt und uns unfrei macht.
Die erste Reaktion Betroffener auf diese Frage ist meistens: Weghaben!
In dem nachvollziehbaren Wunsch negative Angstgefühle nicht weiter aushalten zu müssen, steckt jedoch eine ungeahnte Stärke der Angst, denn sie hat eine wichtige Weckfunktion: sie macht uns im Grunde auf etwas ganz Bestimmtes aufmerksam und stellt uns vor die Frage, was in unserem Leben nicht stimmt oder was in uns unverarbeitet ist. Sich dieser Frage zu stellen, auf sie zu antworten, sie zu verantworten würde bedeuten, die Angst anzunehmen, um sie schließlich zu gestalten und damit letztlich zu bewältigen. In der Behandlung von Angstkrankheiten wird dies zum zentralen Teil unserer Zusammenarbeit.
Der Betroffene fühlt sich oft sehr allein mit seinen Ängsten und hat das Gefühl, der einzige Mensch zu sein der darunter leidet. Weit gefehlt: Ängste sind sehr weit verbreitetes Phänomen, in allen Altersklassen, Geschlechtern und Lebensphasen.
Einige der typischen Angstthemen sind: Angst vor Krankheiten, Verlustangst, Tunnelangst, Spinnenangst, Autobahnangst, Stauangst, Höhenangst, Angst umzufallen, Angst vor Panikzuständen, Menschenmengen, engen Räumen oder Dunkelheit, Prüfungsangst, Versagensangst, Spritzenphobie, Hundephobie, soziale Phobie – um nur einige zu nennen.
In der logotherapeutischen Behandlung richtet sich mein Fokus darauf, die jeweilige Ursache zu ergründen und zu bearbeiten. Ist dies gelungen, bildet sich die Angst zurück.
Der Angst verwandt sind Zwänge. Sie werden vom Betroffenen zwar als unnötig empfunden, sind jedoch enorm belastend und können das Lebensgefühl deutlich verdunkeln. Das reicht von Zwangshandlungen wie ständige Kontrolle von Herdplatten, Kerzen und Türschlössern, bis hin zu irrationalen Zwangsgedanken.
Ein gezielter Blick in die Biografie des Betroffenen lässt den Entstehungsgrund der Zwangshandlungen- oder Gedanken sichtbar werden und bringt die ursprünglichen bearbeitenswerten Themen ans Licht. Logotherapeutisch betrachtet ist die Zwangshandlung eine gesunde Botschaft des Körpers mit dem Auftrag: “Schau hin, entdecke und bearbeite das zugrundeliegende Thema.”
Auch im Rahmen von Angst und Zwang gibt es Gestaltungsspielräume, die vom Betroffenen jedoch meist nicht erkannt werden können. Zu stark liegt der Fokus auf der (Erwartung der) Symptomatik und dem Ankämpfen dagegen.
Die Freiräume im gefühlten Gefangensein – und es gibt sie immer! – entfalten wir gemeinsam im Gespräch darüber. Dies kann dazu beitragen, dass Sie sich wieder als zunehmend handlungsfähig erleben und beginnen die Angst- oder Zwangshandlung buchstäblich zu gestalten, sie zu verändern, spielerisch mit ihr umzugehen. Ihr am Ende bestenfalls auch noch einen Sinn abgewinnen.
Die Methode der Wertimagination kann bei Angst- und Zwangsthemen sehr wirksam sein, da sie innere Gefühlskräfte freisetzt, mit denen Angst samt ihrer Auslöser bewältigt werden kann.
„Ich muss mir von mir selbst nicht alles gefallen lassen.
Ich kann die Dinge auch trotz meiner Angst tun, oder gerade wegen ihr.“
(Viktor E. Frankl)
Carsten Kärcher
Heilpraktiker für Psychotherapie
Scheffelstr. 83
68723 Schwetzingen
Telefon 0172 / 879 1175